Tattoos können bei Patienten mit Psoriasis das sogenannte Köbner-Phänomen auslösen. Der Dermatologe Heinrich Köbner hatte die Erscheinung im Jahr 1872 erstmals beschrieben. Bei einigen seiner Patienten war im Bereich von Verletzungen/Traumata der Haut Schuppenflechte aufgetreten, dort wo die Haut zuvor nicht von Plaques betroffen gewesen war. Forscher der Universität Helsinki, des Helsinki University Central Hospital (Finnland) und mehrerer Kliniken in Frankreich berichten aktuell im International Journal of Dermatology über das Phänomen bei mehreren Psoriasis-Patienten nach Tätowierungen.
Die Ursachen für das Entstehen der Plaques in bisher nicht beeinträchtigten Hautbereichen können vielfältig sein. Sie reichen von leichten Hautabschürfungen durch Kratzen oder Reiben, über Schnittwunden zum Beispiel beim Rasieren sowie Verbrennungen – auch Sonnenbrände – bis hin zu Bissstellen von Pferden, Hunden oder Insekten. Auch eine Kontaktdermatitis oder eine Operationsnarbe können Ursache sein. Das Feilen oder Maniküren der Nägel kann eine Nagelpsoriasis verschlimmern. Die Forscher um Nicolas Kluger, Dermatologe am Helsinki University Central Hospital, fanden bei ihren Patienten nach Tätowierungen eine hohe Variabilität verschiedener Subtypen von Psoriasis. Insgesamt sei ein Viertel bis zu einem Drittel aller Psoriasis-Patienten vom Köbner-Phänomen betroffen, berichten die Autoren im renommierten Fachjournal für Dermatologie IJD. Die neuen Läsionen erscheinen meist in einem Zeitraum von 10 bis 14 Tagen nach der Verletzung; sie können aber noch Monate oder Jahre später dort auftreten. Auf diese Art ausgelöste Schübe treten besonders im Winter auf. Kinder sind häufiger betroffen. Das Köbner-Phänomen wird auch bei anderen Hauterkrankungen beobachtet, beispielsweise bei Knötchenflechte, Vitiligo („Weißfleckenkrankheit“), Dermatitis oder Ekzemen. Patienten mit Köbner-Phänomen sollten besonders vorsichtig mit ihrer Haut umgehen und Reizungen aller Art nach Möglichkeit vermeiden. Tätowierung, so Kluger und Kollegen, seien bei Psoriasis zwar nicht kontraindiziert, also nicht generell untersagt, aber die Patienten benötigten eine gute Beratung, bevor sie sich ein Tattoo stechen lassen.
Quelle:
Redaktion hautstadt; “Tattooing and psoriasis: a case series and review of the literature”, Kluger, N., Estève, E., Fouéré, S., Dupuis-Fourdan, F., Jegou, M.-H. and Lévy-Rameau, C., International Journal of Dermatology 2017, 56: 822–827. doi: 10.1111/ijd.13646