Infektionskrankheiten wie die Leishmaniose, auch Orientbeule oder Kala Azar genannt, verortet man gewöhnlich in tropischen und subtropischen Gefilden. Doch auch in Europa kann man sich damit infizieren, vor allem im Mittelmeerraum. Eine Studie der Universität Bologna hat jetzt das Vorkommen der Hautleishmaniose in der Provinz Bologna in Norditalien untersucht. In einem Zeitraum von drei Jahren (2013-15) sind dort 30 Fälle aufgetreten. Im Vergleich zu vorangegangenen Jahren ist die Zahl der Fälle damit stark angestiegen (vier- bis 12-fach), berichten die Forscher um Stefania Varani, Mikrobiologin an der Universität Bologna und am St. Orsola Malpighi Universitätshospital in Bologna (Italien). Die Studie mache die Wichtigkeit der Beobachtung der Hautleishmaniose im mediterranen Becken deutlich, so die Forschergruppe im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, vorab online veröffentlich.
Die Erreger der Leishmaniose werden von kleinen beigefarbenen Sandmücken übertragen, die nur wenige Millimeter groß sind. Es können Menschen, aber auch Hunde erkranken. Die ersten Symptome zeigen sich meist zwei Wochen bis drei Monate nach dem Stich der Mücke. Verursacht wird die Erkrankung durch einzellige Kleinstlebewesen, die Leishmanien, längliche Einzeller von denen es verschiedene Arten gibt. Neben Italien, kommt die Leishmaniose auch in Spanien, Griechenland oder der Türkei vor. In angrenzenden Gebieten außerhalb Europas kommt sie vor allem im Nahen Osten sowie im Norden und Osten Afrikas vor. In (sub-)tropischen Gegenden Asiens, vor allem Indien, sowie Süd- und Mittelamerikas ist sie ebenfalls verbreitet. Die unterschiedlichen Leishmania-Arten verursachen verschiedene Varianten der Leishmaniose: Haut-Leishmaniose, Schleimhaut-Leishmaniose oder Leishmaniose der inneren Organe. Die Haut-Leishmaniose ist die leichteste Form. Schützen kann man sich in Risikogebieten mit einem sorgfältigen Antimückenschutz. Für die Behandlung stehen Medikamente zur Verfügung. Ganz leichte Fälle heilen auch von alleine ab. Allerdings sind die kleinen Einzeller gut darin, das Immunsystem auszutricksen und trotz Angriffen von Fresszellen (Makrophagen) zu überleben. An der Stelle des Einstichs der Sandmücke entsteht ein Hautgeschwür, das von einem Randwall umgeben ist. In der Regel tut es nicht weh. Die Geschwüre heilen innerhalb einiger Monate wieder ab; es können Narben zurückbleiben. Bakterien oder Pilzerreger können Sekundärinfektionen verursachen. Über die Notwendigkeit einer Behandlung sollte immer der Arzt entscheiden. Die Schleimhaut-Leishmaniose und vor allem die Leishmaniose der inneren Organe sind nicht so harmlos wie die reine Hautform. Sie sind nicht selten mit Komplikationen verbunden und können im ungünstigen Fall tödlich enden. Deshalb ist es wichtig, sich mit Kleidung und Mücken-Mitteln (Repellents) vor Ansteckung zu schützen und im Verdachtsfall umgehend den Arzt aufzusuchen. In der Nacht schützen feinmaschige Moskitonetze.
Redaktion hautstadt; “New evidence of cutaneous leishmaniasis in north-eastern Italy”, V. Gaspari, M. Ortalli, M. P. Foschini, C. Baldovini, A. Lanzoni, R. Cagarelli, P. Gaibani, G. Rossini, C. Vocale, R. Tigani, G. A. Gentilomi, C. Misciali, S. Pesci, A. Patrizi, M. P. Landini and S. Varani, Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 2017, online first, doi: 10.1111/jdv.14309