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Personalisierte Immuntherapie: Mit „aufgerüsteten“ T-Zellen schwarzen Hautkrebs bekämpfen

Das Immunsystem ist eine hocheffiziente „Eingreiftruppe“ im Kampf gegen Krankheiten im Organismus.
9. März 2017

Das Immunsystem ist eine hocheffiziente „Eingreiftruppe“ im Kampf gegen Krankheiten im Organismus. Doch auch die ausgefeilteste Strategie hat zuweilen Schwächen. So schaffen es Krebszellen, das Immunsystem zu überlisten und sich zu tarnen. Diese Tarnung aufzuheben und dem Immunsystem bei Krebs auf die Sprünge zu helfen, das ist das Ziel aktueller Forschungsprojekte an denen Wissenschaftler zahlreicher Unis und Forschungseinrichtungen z.B. in Berlin, Mainz, Chicago, Heidelberg und Essen beteiligt sind. Konkret will man bestimmte körpereigene Immunzellen, die sogenannten T-Zellen, so verändern, dass sie Tumoren wie etwa den schwarzen Hautkrebs erkennen und abtöten. Denn bei der Krebsbekämpfung liegt einer ihrer Schwachpunkte: Die T-Zellen wandern zwar in den Tumor ein und erkennen dessen Antigene, bleiben aber inaktiv.

Der Forschungsansatz basiert auf folgender Erkenntnis: Krebszellen unterscheiden sich von gutartigen Zellen durch neu aufgetretene genetische Veränderungen. Solche Neumutationen führen zur Bildung von Eiweißen, die für den individuellen Tumor spezifische Strukturmerkmale aufweisen. Ein Teil dieser als Neoantigene bezeichneten Merkmale wird durch Zellen der Immunabwehr, die T-Lymphozyten, mittels hochempfindlicher und mutationspezifischer T-Zellrezeptoren erkannt. Abwehrzellen gegen Neoantigene sind in der Lage, Tumorabstoßungsreaktionen auszulösen, ohne dass dabei mit einer Schädigung von Normalgewebe zu rechnen ist. Anders als unspezifische Formen der T-Zell-Therapie verspricht die Ausrichtung auf Mutationen von Krebszellen, weniger Nebenwirkungen zu verursachen als derzeit übliche Methoden.

Die zu den weißen Blutzellen gehörenden T-Zellen sind eine Art mobiles Einsatzkommando des Immunsystems, das im Körper patrouilliert und mit T-Zell-Rezeptoren die Oberfläche von Körperzellen nach Protein-Fragmenten (Antigenen) abtastet. Die Antigene stammen aus dem Inneren der Körperzellen. Wird eines dieser Protein-Bruchstücke als „körperfremd“ erkannt, wird die Zelle getötet. Auch die abnormen Proteine, die in Krebszellen durch Genmutation entstehen, können T-Zellen als „fremd“ erkennen.

In vorklinischen Tests mit Mäusen bewies der neue Ansatz erstmals sein Potenzial. T-Zellen der Maus wurden mit einem mutationsspezifischen T-Zell-Rezeptor bewaffnet und dem Tier verabreicht. So wurde der Tumor fast vollständig zurückgedrängt. Kombiniert mit einer lokalen Bestrahlung des Tumors wurde eine vollständige Remission erreicht. Bis zu einer fertigen Therapie für die Anwendung am Menschen ist jedoch noch sehr viel Forschungsarbeit zu leisten.

Quelle:
Redaktion hautstadt; „Targeting human melanoma neoantigens by T cell receptor gene therapy“, Matthias Leisegang, Thomas Kammertoens, Wolfgang Uckert und Thomas Blankenstein, Journal of Clinical Investigation 2016, doi:10.1172/JCI83465. „Eradication of large solid tumors by gene therapy with a T cell receptor targeting a single cancer- specific point mutation“, Matthias Leisegang, Boris Engels et al., Clinical Cancer Research 2015, doi:10.1158/1078-0432.CCR-15-2361