Bei einer so komplexen Erkrankung wie der Neurodermitis, ist es sinnvoll, sich regelmäßig vor Augen zu führen, wo man steht und worauf man zukünftig genauer schauen sollte. Das gilt für die Forschung ebenso wie für die Therapie. Genau das haben Dermatologen um Professor Kim S. Thomas vom Zentrum für Evidenzbasierte Dermatologie der Universität Nottingham gemeinsam mit Kollegen aus Bradford und Oxford getan. Die Forscher werteten systematisch Übersichtsarbeiten zu Neurodermitis aus. Dabei konzentrierten sie sich auf Themen wie die Häufigkeit der Erkrankung, Risikofaktoren, Therapie und Prävention.
Als Risikofaktoren fanden Studien danach ein hohes Geburtsgewicht (> 4000 g) und einen hohen sozioökonomischen Status. In Familien mit gutem Verdienst und hoher gesellschaftlicher Stellung kommt Neurodermitis häufiger vor. Wie sich die durch den Verkehr bedingte Luftverschmutzung auf das Entstehen von Neurodermitis auswirke, sei unklar, berichten Thomas und Kollegen in der Fachzeitschrift Clinical and Experimental Dermatology. Während Neurodermitis-Patienten seltener an Hirntumoren erkrankten, sei das Risiko für ADHS erhöht, so die Autoren. Beweise habe die Forschung dafür gefunden, dass die normal erscheinende Haut bei Neurodermitis in Wirklichkeit strukturell verändert ist. Ein Defizit sehen Thomas und Kollegen darin, wie ein Schub definiert werden sollte. Hier besteht offenbar noch keine Einigkeit unter Fachleuten. Ein weiteres Defizit stellten die britischen Forscher bei der wissenschaftlichen Unterfütterung gängiger Therapien fest. Hier mangele es vielfach noch an Studien, die Therapieoptionen direkt vergleichen. Neurodermitis-Schulungen, so berichten Thomas und Kollegen weiter, können die Schwere der Erkrankung und die Lebensqualität der Kinder und ihrer Familien verbessern. Den Übersichtsarbeiten zufolge können Probiotika helfen Neurodermitis vorzubeugen, wenn die Mutter sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt zu sich nimmt. Die Allergenvermeidung habe keinen Nutzen in der Neurodermitis-Vorbeugung gezeigt, resümieren Thomas und Kollegen das derzeitige Wissen.
Quelle:
Redaktion hautstadt; “What’s new in atopic eczema? An analysis of systematic reviews published in 2014. Part 1. Epidemiology, risk factors and outcomes”, Hatfield, S. J., Rogers, N. K., Lloyd-Lavery, A., Grindlay, D., Barnett, R. and Thomas, K. S., Clinical and Experimental Dermatology 2016, 41: 843–846. doi: 10.1111/ced.12977; “What’s new in atopic eczema? An analysis of systematic reviews published in 2014. Part 2. Treatment and prevention”, Lloyd-Lavery, A., Rogers, N. K., Hatfield, S. J., Grindlay, D., Barnett, R. and Thomas, K. S., Clinical and Experimental Dermatology 2016. doi: 10.1111/ced.12967