Forschungsergebnisse deuten auf mögliche neue Behandlungsoption für Neurodermitis

Die Mutationen wurden im Rahmen einer Studie entdeckt, die mehr über die Krankheitsentstehung bei allergischen und entzündlichen Erkrankungen herausfinden will. Auch bei vier teilnehmenden Familien mit schwerer Neurodermitis untersuchten die Forscher Zellsignalwege – also wie Zellen untereinander Botschaften austauschen -, die zu allergischen Erkrankungen beitragen.
8. November 2018

Forscher haben neue Mutationen gefunden, die zu schwerer Neurodermitis führen, und möglicherweise einen neuen Behandlungsweg eröffnen könnten. Bislang wurden Mutationen im sogenannten CARD11-Gen nicht mit der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung in Verbindung gebracht. Doch die Studie des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), Teil der National Institutes of Health des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums, zeigt eine klare Verbindung. Die Mutationen haben alle Auswirkungen auf die T-Zellen der Immunabwehr. Die gehören zu den weißen Blutzellen, erkennen körperfremde Stoffe und helfen Infektionen abzuwehren oder kranke/veränderte Zellen abzutöten. Bei Patienten mit CARD11-Mutationen war die Aktivierung von zwei Zellsignalwegen für T-Zellen gestört, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature Genetics. Einer der beiden (mTORC1) wird durch die Aminosäure Glutamin aktiviert. Durch Ergänzung von bestimmten Aminosäuren könnte hier möglicherweise zukünftig Patienten geholfen werden, hoffen die Forscher.

Die Mutationen wurden im Rahmen einer Studie entdeckt, die mehr über die Krankheitsentstehung bei allergischen und entzündlichen Erkrankungen herausfinden will. Auch bei vier teilnehmenden Familien mit schwerer Neurodermitis untersuchten die Forscher Zellsignalwege – also wie Zellen untereinander Botschaften austauschen -, die zu allergischen Erkrankungen beitragen. Dabei fiel auf, dass bei acht Mitgliedern dieser vier Familien verschiedene Mutationen im CARD11-Gen vorlagen. Das Gen enthält Pläne für die Herstellung eines gleichnamigen Signalproteins. Während einige dieser Patienten noch weitere Erkrankungen wie etwa Infektionen hatten, war dies bei anderen nicht der Fall. Das zeigte den Wissenschaftlern, dass CARD11-Mutationen Neurodermitis verursachen können, ohne zu anderen Erkrankungen zu führen, die häufig bei schweren Krankheitsbildern des Immunsystems gefunden werden.

Zwar hatte jede Familie eine andere Mutation im CARD11-Gen, die jeweils unterschiedliche Regionen des CARD11-Proteins betrafen, jedoch hatten all diese Mutationen die gleichen Auswirkungen auf die T-Zell-Aktivierung. Zwei Wege der Aktivierung von T-Zellen waren bei den acht Patienten defekt; einer davon wird durch die Aminosäure Glutamin aktiviert. Mit Hilfe von Glutamin-Zugaben ließ sich in Zellkulturen im Labor dieser Signalweg ankurbeln. Die Forscher sehen darin das Potential, die Probleme mit der Aktivierung der T-Zellen, die zu Neurodermitis beitragen, zumindest zum Teil zu beheben. Eine klinische Studie soll möglichst bald die Effekte von Glutamin- und Leucin-Ergänzungen bei Neurodermitis-Patienten mit und ohne CARD11-Mutation untersuchen. Leucin ist eine andere Aminosäure, die den einen der beiden Signalwege und damit T-Zellen aktiviert.

Quelle:
Redaktion hautstadt; „Germline hypomorphic CARD11 mutations in severe atopic disease“, CA Ma, JR Stinson, Y Zhang et al., Nature Genetics 2017, DOI: 10.1038/ng.3898 (2017).