Gefährlichen Hautkrebs sicher von harmlosen Pigmentflecken, sog. Nävi, zu unterscheiden, damit steht und fällt der Wert des Hautkrebsscreenings. Damit dies gelingt, nehmen viele Ärzte Hilfsmittel wie das Auflichtmikroskop (Dermatoskop), mit dem man bis in tiefere Hautschichten blicken kann, sowie auch eine Reihe von „Regeln“ zur Hilfe. Sie sollen die Unterscheidung standardisieren und damit erleichtern. Doch wie erfolgreich sind erfahrene Behandler dabei, gefährlich und harmlos zu erkennen? Das haben sich jetzt Forscher des renommierten Memorial Sloan Kettering Cancer Centers in New York (USA) gefragt. In einem internationalen Team von Haut- und Krebsspezialisten haben die Forscher um Dermatologin Dr. Cristina Carrera untersucht, wie aussagekräftig und verlässlich die verschiedenen verwendeten Beurteilungskriterien und Regeln sind.
Selbst innerhalb einer Gruppe von überwiegend erfahrenen Ärzten mit durchschnittlich zwölf Jahren Berufserfahrung werden die dermatoskopischen Kriterien recht unterschiedlich gehandhabt, ergab die Auswertung eines offenen Online-Tests über die Internetseite der International Dermoscopy Society. Und auch die Treffsicherheit und Aussagekraft der verschiedenen für die Auflichtmikroskopie verwendeten Algorithmen (systematische, logische Regeln oder Vorgehensweisen) ist sehr unterschiedlich, wie die Forscher nach Auswertung der Daten berichten.
Im Rahmen der Internet-basierten Studie beurteilten Dermatologen, Ärzte anderer Fachrichtungen und Medizinstudenten Fotos von Hautläsionen aus Spezialkliniken in Europa, den USA und Australien. Ein Viertel der Bilder zeigte Melanome. Anhand einer Nahaufnahme und eines Auflichtmikroskopiebildes sollten die Hautläsionen beurteilt und anhand einer umfangreichen Liste von Kriterien eingeordnet werden. Diese war von den Forschern auf der Basis gängiger Regel- und Checklisten (ABCD-Regel, Regel nach Menzies, 7- / 3-Punkte-Checklisten, „Chaos and Clues“, CASH) sowie ganz neu entwickelter, typischer Merkmale zusammengestellt worden. Darunter bekannte Kriterien wie Muster, Farbe, Asymmetrien, Kantenunschärfe sowie neue wie negatives Pigmentnetz, „Chrysalis“-Strukturen, vielgestaltige Gefäße.
Die Trefferquoten für die Erkennung der Melanome und die Spezifität waren je nach Regel- und Checkliste außerordentlich unterschiedlich. Die Forscher fordern jetzt verbesserte Kriterien und Algorithmen und damit letztlich eine Vereinheitlichung des Beurteilungssystems. Anhand einheitlicher, verlässlicher und leicht zu erlernender Kriterien für die Dermatoskopie sollten Melanome möglichst zielsicher von anderen Hautläsionen unterschieden werden können.
Quelle:
Redaktion hautstadt; “Validity and Reliability of Dermoscopic Criteria Used to Differentiate Nevi From Melanoma”, Cristina Carrera et al., JAMA Dermatol., doi:10.1001/jamadermatol.2016.0624; „Hautkrebs-Screening – So unzuverlässig ist die Dermatoskopie“, Dr. Elke Oberhofer, 04.05.2016, SpringerMedizin.de