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Allergiker oft im Unklaren: Lücken bei der Deklaration von Formaldehyd in Kosmetika

Bodenbeläge, Möbel, Holzwerkstoffe und bestimmte Dämmstoffe, bei all diesen Produkten sind Nutzer darauf bedacht, sich möglichst wenig Formaldehyddämpfe in die Wohnung zu holen.
22. Dezember 2016

Bodenbeläge, Möbel, Holzwerkstoffe und bestimmte Dämmstoffe, bei all diesen Produkten sind Nutzer darauf bedacht, sich möglichst wenig Formaldehyddämpfe in die Wohnung zu holen. Tabakrauch enthält vergleichsweise großer Menge an Formaldehyd. Doch zumindest Kosmetika sollten frei davon sein, hoffen Verbraucher. Denn die Chemikalie kann laut offizieller Einstufung von WHO und EU Krebs erzeugen und Allergien auslösen. Grund genug für Dermatologen der Lund Universität in Malmö (Schweden), die Formaldehydfreisetzung von Kosmetikartikeln unter die Lupe zu nehmen. Im Fokus dabei Produkte, die von Patienten der Klinik mit Kontaktallergien regelmäßig benutzt wurden. Dermatologen um Inese Hauksson verglichen außerdem die tatsächlich freigesetzten Formaldehydmengen in den Haut- und Haarpflegeprodukten mit Angaben der Hersteller auf den Packungen. Bei nicht wenigen Produkten war die Suche nach Herstellerangaben vergeblich.

Die Experten für Arbeit- und Umweltdermatologie vom Skåne Universitätshospital in Malmö fanden Formaldehyd in fast einem Viertel der untersuchten Produkte. Bei den leave-on Produkten, also denen, die auf der Haut oder dem Haar verbleiben, waren bei zwei Dritteln der Produkte mit Formaldehyd oder Formaldehyd-Abspaltern jedoch keine Angaben dazu auf der Verpackung zu finden. Bei den Kosmetika, die nach Gebrauch wieder abgewaschen werden, den sog. rinse-off Produkten, war bei 28 Prozent keine Deklaration vorhanden. Ist ein Allergen auf der Verpackung nicht angegeben, erschwert dies Patienten mit Kontaktallergie auf Formaldehyd, entsprechende Kosmetika zu meiden, wie die Ergebnisse der Untersuchung ebenfalls zeigten. Die Hälfte benutzte leave-on Produkte mit mehr als 40 ppm Formaldehyd.

Nach wie vor sind in Kosmetik- und Pflegeprodukten Formaldehyd-Abspalter und seltener auch Formaldehyd als Wirkstoff oder Konservierungsmittel durchaus gebräuchlich. Beispiele sind: Cremes, Make-up, Nagellack und -härter, Deo, Shampoo, Haarfärbemittel, Flüssigseifen oder Desinfektionsmittel. Auf den Verpackungen können diverse Stoffe deklariert sein, denen man auf den ersten Blick nicht ansieht, dass sie Formaldehyd freisetzen, wie beispielsweise DMDM Hydantoin u.v.m. Die Grenzwerte liegen für Mundpflegemittel bei bis 0,10 Prozent (1000 ppm), für andere kosmetische Produkte bei bis 0,20 Prozent (2000 ppm) und für Produkte zur kosmetischen Nagelhärtung bei bis zu 5 Prozent. Unter einem Formaldehydgehalt von 0,05 Prozent besteht keine Deklarationspflicht.

Quelle:
Redaktion hautstadt; “Formaldehyde in cosmetics in patch tested dermatitis patients with and without contact allergy to formaldehyde”, Hauksson, I., Pontén, A., Isaksson, M., Hamada, H., Engfeldt, M. and Bruze, M., Contact Dermatitis 2015, doi: 10.1111/cod.12493