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Skabies bei Patienten mit schwachem Immunsystem ansteckender – Neue systemische Krätze-Behandlung

In bestimmten Regionen Deutschlands ist in letzter Zeit wieder häufiger Skabies (Krätze) aufgetreten.
19. Juli 2018

In bestimmten Regionen Deutschlands ist in letzter Zeit wieder häufiger Skabies (Krätze) aufgetreten. An der Vermutung, dass die parasitäre Hauterkrankung vermehrt mit Flüchtlingen ins Land gekommen sei, ist jedoch nichts dran. „Die häufigere Diagnose oder eine mögliche Zunahme der Skabies hat nichts mit den schutzsuchenden Flüchtlingen zu tun, denn sie werden auf Skabies untersucht“, berichtet Prof. Dr. Cord Sunderkötter, Dermatologe an der Universitätsklinik in Halle und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Dermatologische Infektiologie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Ansteckungsquellen seien vielmehr Menschen mit abgeschwächter Immunreaktion. Diese trete beispielsweise häufig bei älteren Patienten auf. „Sie können eine hochansteckende Form der Skabies haben“, sagt Sunderkötter. In Altenheimen und Pflegeeinrichtungen entwickelt sich aufgrund einer medikamenten- oder altersbedingten Schwächung des Immunsystems häufiger eine sogenannte Scabies crustosa.

Im Normalfall übertragen sich die Parasiten von Mensch zu Mensch erst bei intensivem Hautkontakt, der mehrere Minuten andauert. Die gewöhnliche Skabies ist daher weniger infektiös. In Einrichtungen wie Pflegeheimen könne jedoch die hochansteckende Form der Skabies ausbrechen, sagt Sunderkötter, bei der bereits ein kurzer körperlicher Kontakt zur Ansteckung führen kann. Während ein starkes Immunsystem in der Regel dafür sorgt, dass die Zahl der Krätzmilben auf der Haut eines Infizierten gering bleibt (etwa 10 bis 40, bis vorübergehend einige Hundert), kann die Zahl der Parasiten bei Patienten mit einem schwachen oder unterdrückten Immunsystem ganz enorm ansteigen. Das geht bis zu mehreren Millionen Skabiesmilben auf der Haut eines Patienten. Personen mit Scabies crustosa sollen laut RKI umgehend isoliert und wenn möglich stationär behandelt werden. Alle Kontaktpersonen dieser Patienten der letzten 6 Wochen vor der Erkrankung sollen untersucht werden. Hinzu kommen hygienische Maßnahmen entsprechend „RKI-Ratgeber für Ärzte: Skabies (Krätze)“.

Zur Behandlung der Skabies stehen mehrere Anti-Milben-Mittel zur Verfügung. Häufig kommt der Wirkstoff Permethrin in Form einer Creme zum Einsatz. Mit der kürzlich erfolgten Zulassung eines Medikamentes (Ivermectin) für die innerliche (systemische) Behandlung der Krätze stehe eine weitere rasche und sichere Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung, ist Prof. Sunderkötter überzeugt. Seit Mai 2016 ist in Deutschland damit erstmals eine Substanz zur innerlichen Therapie der Krätze zugelassen. Sowohl die äußerliche Behandlung, als auch die innerliche Therapie mit Tabletten wird einmalig durchgeführt.

Quelle:
Redaktion hautstadt; 49. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) vom 26. – 29. April 2017 in Berlin; “Skabies (Krätze), RKI-Ratgeber für Ärzte“, Vollständig aktualisierte Fassung vom 02.06.2016, Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 19/2009; „Skabies“, Sunderkötter, C., Mayser, P., Fölster-Holst, R., Maier, W. A., Kampen, H. and Hamm, H., JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2007, 5: no. doi: 10.1111/j.1610-0387.2007.06298_supp.x